Sparkasse Westmünsterland und Stadtwerke Coesfeld übergeben Nachbildung des „Dolchs des Cord Kamphues“ an Stadt Coesfeld

Kategorie: Engagement

Eine wichtige Rolle für den Alltag der Coesfelder spielte vor 131 Jahren ein gotischer Dolch im städtischen Besitz: Durch seinen Verkauf und einen Kredit der Sparkasse konnte die Stadt im Jahr 1879 das zuvor privat betriebene Gaswerk kaufen. Es versorgte die Straßenlaternen mit Brennstoff und war damals ein Zeichen des Fortschritts. Der Dolch galt lange als verschollen, wurde aber nach Jahrzehnten der Suche gefunden und ist jetzt als Replik wieder in Coesfeld. Diese übergaben bei der heutigen Ratssitzung Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Heinrich-Georg Krumme und der ehemalige Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Ullrich Schneider an Bürgermeister Heinz Öhmann.

 

Die Idee, anlässlich des Stadtjubiläums 1997 dem Coesfelder Museum eine Replik zu übergeben, stammt vom ehemaligen Stadtdirektor, Dr. Richard Paus. „Wir lösen heute unser 13 Jahre altes Versprechen ein, die erst jetzt möglich gewordene Anfertigung einer Replik zu unterstützen“, erläutert Heinrich-Georg Krumme.

 

„Der Dolch steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der größten Investition unserer Stadt im 19. Jahrhundert“, unterstreicht Bürgermeister Heinz Öhmann die Bedeutung des Gaswerks, dem Vorläufer der heutigen Stadtwerke. „Als kommunales Unternehmen und vor diesem besonderen geschichtlichen Hintergrund sind wir mit der Geschichte der Stadt eng verbunden“, so Hans-Ullrich Schneider.

 

Im Jahr 1879 kreuzten sich somit wichtige Linien der städtischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Coesfeld. Nach Gründung der Stadtsparkasse Coesfeld im Jahr 1854 war der Kauf des Gaswerks ein weiterer Schritt hin zu einer aktiven Kommunalwirtschaft und Versorgung mit unverzichtbaren, gemeinwohlorientierten Leistungen.

 

Die Finanzierung des Gaswerkes erfolgte durch einen Kredit der Sparkasse – sowie den Verkauf des Dolches, der dem Coesfelder Stadtrichter Cord Kamphues (1530 – 1578) zugeschrieben wurde. Zudem wurde ein mittelalterliches Aquamanile, ein Behälter zur Handwäsche, verkauft.

 

Der Dolch selbst stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert und wurde vermutlich in Auftrag gegeben von den Edelherren von Ahaus, die wiederum eng mit Coesfeld verbunden waren.

 

Diesen wieder aufzufinden und Coesfelder Geschichte erlebbar zu machen, war und ist das Ansinnen von vielen, die an der Suche, Rekonstruktion und Dokumentation beteiligt waren.

 

Im Laufe des Jahres werden Dolch und Aquamanile im Rahmen von Ausstellungen in den Stadtwerken sowie in der Sparkassen-Hauptstelle der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Lagerung und Präsentation hat die Kreishandwerkerschaft Coesfeld eigens eine Schatulle anfertigen lassen.

 

 

Hintergrund: Suche und Rekonstruktion des Dolches

Den entscheidenden Hinweis auf den Lagerort des Dolches erhielt Rudy von Graes, ein Nachfahre der mit den Ahauser Edelherren verwandtschaftlich eng verbundenen Herren von Graes. Er erforscht schon seit vielen Jahren die Geschichte seiner Familie, die lange Zeit auch als mögliche Auftraggeber des Dolches vermutet wurden. 2007 informierte ihn die Kuratorin der Rothschildschen Sammlung auf Schloss Prégny am Genfer See, dass sich der Dolch eben dort befinde. Hier vermutete schon 1955 der frühere Stadtarchivar, Dr. Kurt Fischer, den Dolch. Allein die Bestätigung blieb aus.

 

Es schlossen sich lange und schwierige, schließlich erfolgreiche Verhandlungen zwischen der Kuratorin und Herrn Bürgermeister Öhmann, Stadtarchivar Norbert Damberg und Dr. Hans-Hermann Westermann an. Anfang 2009 konnte der Coesfelder Goldschmied Johannes Tombrink in Begleitung von Dr. Westermann in Genf einen Abdruck des Dolches anfertigen. Auf dieser Basis fertigte er in Zusammenarbeit mit spezialisierten Kunsthandwerkern die Replik.