Förderpreis-Verleihung Landwirtschaft im Kreis Coesfeld
(Text: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Kreisstelle Coesfeld/Recklinghausen und Bezirksstelle für Agrarstruktur Münsterland
Bilder: Günter Kortmann)
Zum achten Mal vergab die Sparkasse Westmünsterland gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Vereinen die Förderpreise Landwirtschaft im Kreis Coesfeld für 2022/23. Insgesamt wurden vier Förderpreisträger geehrt und ein Sonderpreis verliehen. Die Fördervereinsmitglieder stellen die Preisgelder zusammen mit der Sparkasse Westmünsterland bereit, indem die landwirtschaftlichen und gärtnerischen Vereinigungen unter anderem auf einen Teil ihrer Aufwandsentschädigungen verzichten und Beiträge auf ein Fördervereinskoto einzahlen. Zu nennen sind der Verein der Ehemaligen Fachschulabsolventen VlF, der Kreislandfrauenverband WLLV, die Kreisgärtnervereinigung Coesfeld, der Verein zur Förderung der Tierzucht und Tierhaltung VFTT, der Landwirtschaftsverband Coesfeld WLV und die Kreisstelle Coesfeld/Recklinghausen der Landwirtschaftskammer.
Im feierlichen Rahmen im Haus Waldfrieden (Dülmen) erhielten die beiden Nachwuchskräfte, Justin-Marvin Foschepoth aus Senden und Markus Leusmann aus Lüdinghausen, als Jahrgangsbeste ihre Auszeichnung und ein Preisgeld, gefolgt von zwei landwirtschaftliche Betrieben, die sich um die Landwirtschaft und den Berufsstand verdient gemacht haben, Elmar Lintel-Höping (Senden) und Julia Schulte Althoff (Südkirchen). Der Sonderpreis ging an Jokim Farwick aus Telgte für seine Zivilcourage während seiner Ausbildungszeit auf dem Sendener Hof Schulze Bölling für das Löschen eines PKW-Brandes.
Aus Lüdinghausen wurde der Fachschulabsolvent Markus Leusmann ausgezeichnet. Markus Leusmann ist Jahrgangsbester aus dem Kreis Coesfeld des Jahres 2023 und besticht mit seiner exzellenten Einser-Abschlussnote. Nach der zweijährigen Ausbildung hat er gleichzeitig mit dem Berufsabschluss Landwirt auch die Allgemeine Hochschulreife am Wilhelm-Emmanuel-Berufskolleg Münster erzielt. Markus Leusmann begeisterte sich seit Kindertagen sehr für die Landwirtschaft und half vor allem auf dem Betrieb seines Schwagers, Julian Richter-Kortenbusch, mit. Dieser weckte in ihm den Wunsch, eine landwirtschaftliche Ausbildung zu machen und vermittelte ihm schon früh viele Fachkenntnisse insbesondere in der Sauenhaltung. Seit einiger Zeit betreiben beide zusammen ein Hühnermobil mit 240 freilaufenden Hennen. Er hat ein Faible für die fortwährende Verbesserung der Tierhaltung. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten will er weiter ausbauen und nimmt folgerichtig im Herbst an der Fachhochschule in Soest das Agrarstudium auf.
Justin-Marvin Foschepoth aus Senden hat nach dreijähriger Ausbildung seine Abschlussprüfung im Beruf landwirtschaftlicher Fachwerker mit der herausstechenden Einser-Note bestanden. Im Alter von 21 Jahren hat er mit seinem erworbenen Fachwerker-Abschluss bewiesen, dass pfiffige junge Leute mit ihren praktischen Fähigkeiten gut punkten können. Mit diesem Berufsabschluss als Fachwerker ist Justin-Marvin Foschepoth für den Arbeitsmarkt gut qualifiziert und hat schon eine feste Anstellung bei einem Lohnunternehmen in Olfen.
Familie Lintel-Höping aus Senden betreibt mit beiden Generationen, Vater und Sohn, viel Öffentlichkeitsarbeit. Engagiert und fachlich fundiert erläutern sie gesellschaftlichen Gruppen gern, wie die moderne Landwirtschaft ihren Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leistet. So diskutieren sie mit Politikern, Behördenvertretern und Bürgerschaft, wie landwirtschaftliches Handeln funktioniert und tragen damit zu einem ausgewogenen Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppen maßgeblich bei. Erst kürzlich war der Runde Tisch Biodiversität des Kreises Coesfeld zum Thema Bodenleben zu Besuch, davor war es Umweltministerin Svenja Schulze. Die Familie ist für alle regionalen und Landes-Parteivertreter gesprächsbereit und offen. Für dieses Engagement und diese Transparenz mit der Familie Lintel-Höping ihren Betrieb vorstellt und fachliche Zusammenhänge gerade Außenstehenden verständlich vermittelt, wurden sie mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
Die Familie Lintel-Höping betreibt einen modernen Futterbaubetrieb mit Bullenhaltung der Rasse Deutsche Angus mit besonderem Blick auf Tierwohl, Nachhaltigkeit und Regionalität. So stammen die verschiedenen Futtermittel zu 90 Prozent von den eigenen Wiesen und Feldern rund um Senden. Die vielfältige Fruchtfolge sorgt in Kombination mit der Minimalbodenbearbeitung für eine gute CO2-Bilanz und mehr Biodiversität auf den Betriebsflächen. Hervorzuheben ist der Ackerbohnenanbau, sie ersetzen das Sojaschrot in der Futterration durch das einheimische Protein der Ackerbohnen. Die Bullen werden in Großgruppen im Strohstall mit Außenklima gehalten. Seit 2018 vermarktet Familie Lintel-Höping ihr Rindfleisch unter dem Namen HOLTRUP Angus Beef ab Hof, in Direktvermarktung – unter anderem per Foodtruck – sowie im Einzelhandel, an Fleischereien und an Gastronomiebetriebe der Region.
Julia Schulte Althoff vom Milchkuhbetrieb in Südkirchen, alias FROLLEIN MUH, ist seit Neuestem aktiv im Unternehmerinnen-Ausschuss des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes WLV und fungiert hier mit drei weiteren Landwirtinnen als Leiterin und Sprecherin der Unternehmerinnen-Gruppe. Speziell die Interessen der Unternehmerinnen und innovative Ideen zur betriebswirtschaftlichen Entwicklung ihrer Höfe wie auch die Öffentlichkeitsarbeit und Verbandspolitik stehen im Fokus der Unternehmerinnen-Gruppe. Als Frontfrau im Familienbetrieb und schon lange in der Vereinsarbeit aktiv kennt sich Julia Schulte Althoff mit Gremienarbeit aus und weiß mit gesellschaftlichen Gruppen zu kooperieren und einen konstruktiven Austausch herzustellen. Für diese insbesondere öffentlichkeitswirksamen Tätigkeiten, die sie als Person und mit ihrem Hof repräsentiert und wahrnimmt, wurde sie mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
Julia Schulte Althoff kommt von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Haltern. Sie hat den Hof ihrer Oma in Südkirchen geerbt. Nach der landwirtschaftlichen Lehre und dem Landwirtschaftsstudium hat sie, gemeinsam mit Ihrem Mann Martin, den Milchkuhbetrieb in Südkirchen übernommen und ihren Traum vom eigenen familiengeführten Bauernhof verwirklicht. 2016 startete das Ehepaar mit der Direktvermarktung der Milch zunächst in Containern und baute dann in Eigenleistung nach und nach einen Hofladen unter dem Namen Frollein Muh auf. Ihr Ehemann ist Maschinenbauer und hat eine landwirtschaftliche Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen. Julia Schulte Althoff absolvierte zusätzlich eine Ausbildung zur Hofkäserin, um die hofeigene Milch weiterzuverarbeiten und diese Erzeugnisse eigenständig zu vermarkten. In 2018 schloss sie die Ausbildung erfolgreich ab.
Heute bewirtschaften Julia Schulte Althoff und ihr Mann 70 Hektar Fläche, melken 100 Kühe und betreiben eine sehr geschmackvoll eingerichtete Milchtankstelle mit einem vielfältigen Hofladen. Die Kombination aus Selbstbedienungsautomaten und Hofladen kommt bei den Kunden sehr gut an. Bei Frollein Muh können auf diese Weise selbstgemachte Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Frischkäse unterschiedlichster Geschmacksrichtungen sowie Eier und Rindfleisch von den hofeigenen Tieren – ergänzt mit vielen landwirtschaftlichen Produkten aus der Region – erworben werden.
Den Sonderpreis erhielt Jokim Farwick für sein beherztes Eingreifen und kühl abgewogenes Einschätzen einer Brandsituation. Er hat durch sein Beispiel ein gutes Licht auf Landwirtschaft und ihre Hilfsbereitschaft gelenkt. Jokim Farwick absolvierte gerade sein zweites Lehrjahr auf dem Hof Schulze-Bölling in Senden als ihm aufgetragen wurde, ein Güllefass mit Wasser zu füllen und zu einer Baumschule zu fahren, um dort für die Bewässerung zu sorgen. An einer Ampel in Senden entdeckte er vor sich auf der Gegenfahrbahn einen brennenden PKW, den er nach Absprache mit dem Autofahrer direkt mit dem Tankinhalt löschte und dadurch das Übergreifen des Feuers auf die angrenzende Böschung und Wohnsiedlung verhinderte.