Neuordnung der Dax-Indizes – Die Familie wächst zusammen

eingestellt von Robert Klein am 18. September 2018 | Kategorie: Allgemein

Die Deutsche Börse ordnet ihre Indizes neu: Pünktlich zum 30. Dax-Jubiläum endet die Trennung von Technologie- und Standardwerten. Das bedeutet die Reform für Anleger.

Bisher hat die Deutsche Börse in Frankfurt die Welten der Technologie- und Standard-Aktien in ihren Indizes recht streng getrennt. Aber ab 24. September 2018 hat das ein Ende. Der Tec-Dax wird dann ein richtiges Familienmitglied im Kreis der Deutschen Börse. Das haben die Börsen-Macher jetzt beschlossen und auch gleich die Veränderungen in der Zusammensetzung verkündet – Auf- und Absteiger und die teilweise Erweiterung der Indizes-Familienmitglieder also.

Die bedeutendste Änderung im System: Technologie-Werte können künftig auch in den Index der mittelgroßen Unternehmen M-Dax oder in den Kleinwerte-Index S-Dax aufgenommen werden. Und die Dickschiffe aus der Technologiebranche im Dax – wie SAP, Deutsche Telekom und Infineon – spielen künftig neben dem Dax zusätzlich im Tec-Dax mit; damit sie dort nicht zu dominant sind, aber gedeckelt auf maximal zehn Prozent Index-Anteil. “Die Indizes werden teilweise kräftig durchgemischt, der Charakter wird sich spürbar verändern”, sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. Der M-Dax wird zudem mit der Umstellung um zehn Titel erweitert, der S-Dax sogar um 20.

Mit der Aufgabe der strikten Trennung der Börsenwelten sollen gerade Technologie-Papiere für Käufer von Einzelaktien oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) interessanter werden. Denn die Aufnahme von Großkonzernen macht den Tec-Dax besser vergleichbar mit dem US-Pendant Nasdaq – der mit Titeln wie Amazon, Apple und Microsoft die Aufmerksamkeit von Investoren aus der ganzen Welt auf sich zieht. Deka-Experte Schallmayer sieht zwar “erhebliche Veränderungen in der Zusammensetzung” der Indizes, erwartet aber keine Kursturbulenzen am 24. September 2018, dem Stichtag der Umsetzung. Die Regeln und der Austausch von Titeln entsprechen den Erwartungen, und Überraschungen seien für aktive Marktteilnehmer wie die Fondsgesellschaften ausgeblieben.

 

Neuaufnahme im Dax

Auch im Leitindex Dax, der die 30 Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung enthält, wird es einen Wechsel geben: Die Commerzbank muss für Wirecard weichen. Nach Ansicht von Joachim Schallmayer ist der Tausch “ein schonungsloses Spiegelbild für die sich im Laufe der Zeit verändernde Industriestruktur”: Eine klassische Universalbank steigt in den M-Dax ab, ein Finanz-und Technologie-Dienstleisters aus der neuen Fintech-Welt kommt in die erste Liga. Viele Marktteilnehmer werden nun schon allein deswegen Wirecard-Aktien kaufen, weil etwa Indexfonds die neue Zusammensetzung des Dax abbilden müssen.

Für die zukünftige Performance der Papiere ist ein Auf- oder Abstieg allerdings noch kein Indikator. Denn oft steigen Aktien gerade deswegen auf, weil sie vorher bereits große Kurszuwächse gemacht haben – und umgekehrt. Es sind auch nicht automatisch die größten Unternehmen die erfolgreichsten. In der Dax-Familie etwa hat der M-Dax der mittelgroßen Werte bislang die beste Figur gemacht – Ausdruck der deutschen Industriekultur mit ihren vielen auch global starken Mittelständlern. Und manch starkes Unternehmen ist in keinem der Indizes enthalten. Auch darum hat die Deutsche Börse jetzt M-Dax und S-Dax erweitert. Wer am Erfolg der börsennotierten deutschen Unternehmen optimal teilnehmen möchte, sollte also nicht nur auf die Mitgliedschaft in Indizes achten. Die richtige Mischung erst bringt die passende Chancen/Risiko-Verteilung.

Quelle: fondsmagazin.de